Posaune Christian Jaksjø

Christian Jaksjø ist seit 2003 Mitglied der hr-Bigband und pendelt seitdem zwischen Frankfurt und Oslo. Sein Traum ist es, Musik als Seh-, Fühl- und Hörerlebnis zu inszenieren. Wie er das machen möchte und was ihn trotzdem davon abhält, erzählt er im Interview.

Christian Jaksjø
Bild © Ben Knabe, hr

Interview: "Musik sollte ein Erlebnis sein"

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Steckbrief

Geboren 1973 in Oslo, verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Oslo und Frankfurt.

Studierte in Trondheim Jazzposaune/-euphonium, Improvisation und Jazzkomposition (92-96), in Oslo (96-99) und Dartmouth, New Hampshire (2000-03) Komposition.

Spielte u.a. mit John Abercrombie, Tord Gustavsen, George Gruntz, Olso Radio Sinfonie Orchester, Bengt Arne Wallin, Vince Mendoza, Bugge Wesseltoft und Jens Winther.

Konponierte u.a. für Bit 20 Ensemble, Danish Radio Jazz Orchestra, The European Jazz Youth Orchestra, The Metropole Orkestra, Anders Nyquist, Solveig Slettahjell Slow Motion Orchestra.

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Frage: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Jaksjø: Ich habe mich schon sehr früh für Musik und Instrumente interessiert, schon mit ein oder zwei Jahren. In der musikalischen Früherziehung in Norwegen haben wir einen sehr spielerischen Umgang mit den Instrumenten gelernt, das finde ich im Rückblick sehr positiv. Mit sieben Jahren habe ich dann angefangen, in einem Blasorchester Euphonium zu spielen, mit zehn Jahren habe ich in einer Bigband angefangen, und mit ungefähr elf Jahren kam dann die Posaune hinzu.

Frage: Wie sieht Ihr musikalischer Werdegang aus?
Jaksjø: Als ich noch im Gymnasium war habe ich angefangen, in professionellen Bands zu spielen. Nach dem Abitur habe ich an dem Musikkonservatorium in Trondheim Jazz-Euphonium und Jazz-Posaune und danach an der Musikhochschule in Oslo Komposition studiert, obwohl ich mich in der Schule vor allem für Naturwissenschaften interessiert habe. Von 2000 bis 2003 war ich am Dartmouth College in New Hampshire und habe dort computergestützte Komposition und Elektroakustische Musik studiert.

Frage: Und von den USA ging es dann direkt nach Deutschland ...?
Jaksjø: So ungefähr... hier war jedenfalls gerade die Stelle in der Bigband frei geworden, und ich habe die Gelegenheit ergriffen.

Frage: Und das ständige Hin- und Herfliegen macht Ihnen nichts aus? Schließlich lebt Ihre Familie ja noch in Oslo.
Jaksjø: Einerseits schon, andererseits nicht: Als Musiker ist man sowieso ständig unterwegs – da macht es auch keinen Unterschied, ob ich immer woanders auf Tour bin oder regelmäßig in Frankfurt arbeite.

Frage: Wer sind Ihre musikalische Vorbilder?
Jaksjø: Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich eigentlich keine musikalischen Vorbilder im Sinne von realen Musikern, sondern mich faszinieren eher bestimmte Phasen oder Perioden von Musikstilen.

Frage: Was ist Jazz für Sie?
Jaksjø: Jazz ist für mich wie ein individueller "offener Kommentar". Man kommentiert die Musik, die eigentlich schon da ist und gestaltet sie dadurch immer wieder neu. Das macht Jazz zu einer Handlung oder zu einem Prozess, der nie abgeschlossen ist.

Frage: Welche war Ihre erste Schallplatte?
Jaksjø: Meine ersten Schallplatten waren natürlich solche mit Kinderliedern drauf. Meine erste Platte mit sogenannter ernsthafter Musik bekam ich im Alter von ungefähr acht Jahren – sie war von einem norwegischen Jazzposaunisten namens Frode Thingnæs.

Frage: Was machen Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Jaksjø: Lesen, (zu-)hören, denken, segeln, schießen, wandern, jagen und skifahren. Außerdem bin ich natürlich gerne mit meiner Familie zusammen, für die ich auch gerne koche.

Frage: Welche Musik hören Sie privat gerne?
Jaksjø: Jazz, Neue Musik, Klassik, kunstvolle Popmusik und norwegische und andere Volksmusik. Elektronische Musik gehört natürlich auch dazu, leider gibt es wenig wirklich gute davon. Mich interessiert Musik vor allem als Idee, oder auch als ein Problem, das immer neu definiert werden muss. Übrigens bin ich der Meinung, dass man die normale Konzertsituation neu überdenken muss und eine Musik-Aufführung vielmehr als ein Hör-, Seh- und Fühl-Erlebnis inszenieren sollte. Schließlich geht es bei Musik in erster Linie um den Hörer, nicht um den Musiker. Genau mit diesem interdisziplinären Ansatz habe ich mich auch schon in einem Projekt mit Komponisten, Architekten, Ingenieuren und Designern beschäftigt, bei dem wir am Rechner abstrakte, virtuelle Modelle für zukünftige Sound-Installationen entworfen haben. Hierbei hat jeder mit allen Werkzeugen gearbeitet. Der nächste Schritt wäre, diese Modelle endlich einmal zu realisieren. Doch das ist leider für uns alle gerade ein Zeitproblem.

Frage: Wann bekommen Sie eine "Gänsehaut"?
Jaksjø: ... wenn ich in einer Situation bin, bei der ich nicht weiß, wohin sie führt, die ich aber selbst mitgestalten kann – bei der Musik entweder als Mitwirkender oder Hörer. Bei der Musik ist es wohl der Reiz des Unbekannten, der mich interessiert. Bei anderen Dingen ist es zum Beispiel toll, wenn sich ein Problem endlich löst.

Frage: Ihr Tag war erfolgreich, wenn ...
Jaksjø: ... so denke ich eigentlich gar nicht, ich messe den Tag nicht in erfolgreich oder nicht erfolgreich. Ich ziehe abends keine Bilanz.

(Interview: Isabel Schad)

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Diskographie

Anno 1992 Oslo Groove Company (Groove, 1992)
En flik av Bodega Band (Plateselskapet, 1992)
Live anno 1996 Oslo Groove Company (Groove, 1996)
Strolling With The Groove Jens Wendelboe (Rosa, 1997)
La Descarga Descongelate (Chicken Farm,1998)
Tunnel Vision Ansgar Striepens/Ed Partyka (Mons, 1998)
New Works Bob Brookmeyer New Art Orchestra (Challenge, 1999)
Aurora Borealis Geir Lysne Listening Ensemble (Groove, 2000)
Madly Loving You Bob Brookmeyer with the Ed Partyka Jazz Orchestra (Challenge, 2000)
Bongofeber Joner, Joner, Joner & Joner (Chicken Farm, 2000)
Porgy & Bess The Magni Wentzel Sextet (Hot Club, 2001)
Alene Hjemme SØYR (Curling Legs, 2001)
Live fra Blaa Solveig Slettahjell & the Slow Motion Orchestra (Curling Legs, 2001)
Dreams and Realities Ansgar Striepens Quintet (mit Ed Partyka Jazz Orchestra) (Laika, 2002)
Korall Geir Lysne Listening Ensemble (ACT, 2003)
Get Well Soon Bob Brookmeyer New Art Orchestra (Challenge, 2003).
Awakening Marko Lackner Jazz Orchestra (Double-Moon, 2004)

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Quelle: hr-Bigband