Posaune Günter Bollmann
Seine musikalischen Idole leben in den USA. Doch das hat Günter Bollmann nicht davon abgehalten, einfach mal bei ihnen zu klingeln. Wie er überhaupt zur Musik kam und was er macht, wenn er nicht Posaune spielt, erzählt der Wahl-Kölner im Interview.
Interview: "Einmal Las Vegas und zurück"
Frage: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Bollmann: Mein Vater war Hobbyposaunist. Ich bekam mit 10 Jahren Klavierunterricht und mit 13 fand ich es zu langweilig, immer alleine zu spielen. Ich wollte lieber in einem Ensemble spielen. Daraufhin habe ich dann angefangen, Posaune zu lernen. Hier in der Bigband muss ich zusätzlich manchmal das Euphonium übernehmen, das mache ich aber eher ungern. (lacht)
Frage: Wie sieht Ihr musikalischer Werdegang aus?
Bollmann: Mein Berufswunsch stand schon früh fest: mit 16 Jahren. Zu dieser Zeit spielte ich unter anderem im Landesjugendjazzorchester Nordrhein-Westfalen und im Bundesjugendjazzorchester unter Peter Herbolzheimer. Nach dem Abitur habe ich an der Musikhochschule in Köln studiert. Kurze Zeit nach dem Abschluss meines Studiums fing ich bei der hr-Bigband an. Mittlerweile bin ich schon über 25 Jahre hier. Aber dadurch, dass man immer wieder neue Projekte in Angriff nimmt, bleibt der Job weiterhin spannend.
Frage: Wer sind Ihre musikalischen Vorbilder?
Bollmann: Zuallererst Carl Fontana, einer der besten Jazzposaunisten. Ihn habe ich sogar mit einem Freund während einer USA-Reise besucht. Wir sind einfach zu seinem Haus in Las Vegas gefahren und hatten Glück, ihn anzutreffen. Das war sehr nett. Leider ist er vor zwei Jahren gestorben. Weitere Vorbilder sind Stan Getz, Joe Lovano, Frank Rosolino, Bob Brookmeyer und noch viele andere... ach ja, Roy Hammer natürlich auch. (lacht)
Frage: ... man kann also einfach bei den Jazzmusikern vorbeikommen?
Bollmann: Ja, die sind da eigentlich ganz unkompliziert. Während dieser USA-Reise haben wir auch den Posaunisten Bill Reichenbach kennen gelernt, der auf Hunderten von Platten sehr bekannter Künstler gespielt hat. Er nahm uns zu diversen Aufnahmesessions mit ins Studio und lud uns ein paar mal zum Essen oder zum Bier ein. Unter anderem waren wir als Zuhörer bei einer Aufnahme von Vonda Shepard zu einer "Ally McBeal"-Folge dabei und außerdem bei der Einspielung der ersten CD von Michael Bublé, den zu diesem Zeitpunkt kaum einer kannte. Der singt sehr gut und ist ein ganz netter Typ.
Frage: Was machen Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Bollmann: Musiker trennen ja nicht so scharf zwischen Hobby und Beruf. Ich höre viel Musik oder bin im Netz auf der Suche nach seltenen Jazzaufnahmen. Und da verbringt man natürlich auch viel Zeit beim Verwalten und Erweitern seiner Musikbibliothek auf dem Computer.
Frage: Welche Musik hören Sie privat gerne?
Bollmann: Jazz natürlich, aber gelegentlich auch Klassik. Allerdings keinen Free Jazz, Country-Musik oder Dixieland. Klezmer mag ich auch nicht so gerne.
Frage: Wann bekommen Sie eine "Gänsehaut"?
Bollmann: Auf Musik bezogen immer dann, wenn man zum Beispiel mit Leuten zusammen spielt, die man sehr bewundert und nur ein paar Meter entfernt erlebt. Das heißt, nicht nur durch einen Lautsprecher hindurch. Das war zum Beispiel bei Phil Woods, Conte Candoli und Jeff Hamilton so, und natürlich bei Ray Charles, der auch mit der hr-Bigband aufgetreten ist. Schön war es auch, vor meiner hr-Zeit, mit Dianne Warwick "That‘s what friends are for" zu spielen. Das waren tolle Erlebnisse.
Frage: Ihr Tag war erfolgreich, wenn ...
Bollmann: ... ich mich nicht ärgern musste und viel gelacht habe.
(Interview: Isabel Schad)