Saxofon Heinz-Dieter Sauerborn
"Ich gehöre schon fast zu den alten Hasen", sagt Heinz-Dieter Sauerborn lachend: Seit 1998 spielt er in der hr-Bigband. Was Jazz für den begeisterten Eintracht-Fan bedeutet und wo er ist, wenn er nicht musiziert, erzählt er im Interview.
Interview: "Dem Instrument seine Stimme geben"
Frage: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Sauerborn: Ganz klassisch – ich habe mit sechs Jahren angefangen, Blockflöte zu lernen. Das habe ich aber nur zwei Jahre gemacht, mit acht bin ich nämlich in den Fußballverein eingetreten, somit war ich die Blockflöte außer an Weihnachten und an diversen Familienfeiern zum Glück erst einmal wieder los. Mit elf Jahren habe ich - initiiert von meiner Mutter, die ein großer Max-Greger-Fan ist - an der örtlichen Musikschule mit Tenorsaxofon angefangen. Zu dieser Zeit gab es ja kaum eine große Fernsehunterhaltungsshow ohne Rundfunk-Bigband und auf den Sound dieser Bands stand ich schon damals. Als ich 13 war, wurde in der Musikschule eine Bigband gegründet, was wiederum das Aus für den Fußball bedeutete. Ich kann mich noch gut an den Satz meines Saxofonlehrers, der auch die Bigband leitete, erinnern, welcher auf meine Bitte, die wöchentliche Probe doch bitte, bitte nicht auf den gleichen Tag wie das Fußballtraining zu legen, antwortete: "Och, Heinz-Diieedä. Irgendwann musst Du Disch sowieso mal entscheide, ob Du Mussigä oder Fußballä wänn willst."
Frage: Wie sieht Ihr musikalischer Werdegang aus?
Sauerborn: Als Jugendlicher absolvierte ich mehrere Lehrgänge für Chor- und Orchesterleitung und sammelte Erfahrung als Leiter eines Jugendchors, einer Jugend-Bigband und eines Blasorchesters. Durch meinen Lehrer an der Musikschule kam ich zur Landesjugendbigband und ging nach der Schule zum Musik-Studium nach Köln. Danach unterrichtete ich einige Jahre ziemlich viel an der Frankfurter Musikwerkstatt und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Ansonsten spielte ich in der Zeit in vielen unterschiedlichen Bands und gab diverse Workshops. Seit 1998 spiele ich Saxofon in der hr-Bigband und habe nebenher noch ein Jazz-Trio, das "SHS-Trio", mit dem wir gerade unsere zweite CD aufgenommen haben.
Frage: Wer sind Ihre musikalische Vorbilder?
Sauerborn: Cannonball Adderley, Charlie Parker, John Coltrane, Miles Davis, Joe Henderson, Art Pepper, Louis Armstrong, Nat King Cole und Frank Sinatra, um nur einige zu nennen. Manchmal hat man auch in der hr-Bigband die Möglichkeit, mit echten Vorbildern, die Musikgeschichte geschrieben haben, auf einer Bühne zu stehen, wie zum Beispiel vor ein paar Jahren, zwei Auftritte mit Ray Charles. Das war ein unglaublich tolles Erlebnis. Außerdem spiele ich hier jeden Tag mit sehr guten Musikern zusammen, was für mich auch sehr inspirierend ist.
Frage: Was ist Jazz für Sie?
Sauerborn: Freiheit und eigentlich die schönste Art zu kommunizieren.
Frage: Welche war Ihre erste Schallplatte?
Sauerborn: Meine ersten Schallplatten kaufte ich mit zwölf Jahren: "Blue Train" von John Coltrane und "Country Preacher" von Cannonball Adderley.
Frage: Welche Musik hören Sie privat gerne?
Sauerborn: Jazz natürlich, aber auch zunehmend Klassik, vor allem Bach. Und da ich seit ein paar Monaten wieder im Besitz eines Plattenspielers bin, auch alte, ziemlich verkratze Rock- und Soulplatten aus den Siebzigern und Achtzigern.
Frage: Was machen Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Sauerborn: Mit meiner Frau verreisen, ins Kino gehen, Konzerte besuchen, ab und zu Snooker spielen. Außerdem bin ich ein großer Eintracht-Fan und dementsprechend oft im Stadion anzutreffen.
Frage: Wann bekommen Sie eine "Gänsehaut"?
Sauerborn: ... bei Musik, vor allem bei toller Chormusik. Oder wenn ich einen Workshop leite. Auf einmal macht es "Klick" bei den Teilnehmern, und sie verstehen, wie sie spielen müssen, damit es funktioniert.
Frage: Ihr Tag war erfolgreich, wenn ...
Sauerborn: ... wenn sich die beiden Männchen auf meiner rechten und meiner linken Schulter am Abend die Hand geben können.
(Interview: Isabel Schad)