Saxofon Rainer Heute
Rainer Heutes Musikspektrum ist weit gespannt. Der geborene Stuttgarter spielte in Zirkusbands und bei der amerikanischen Soul-Sängerin Chaka Khan. Welche Wendungen sein musikalischer Werdegang noch bereithielt, erzählt er im Interview.
Interview: "Fusion, Soul und Swing"
Frage: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Heute: Angefangen habe ich im Alter von 13 Jahren mit Klarinettenunterricht. Ich sollte zuerst einmal "was Gescheites" lernen. Mit 17 habe ich mir Saxofon selbst beigebracht. Nach der Schule habe ich eine Banklehre gemacht und wollte danach Jura studieren. Aber schon die Lehre fand ich ziemlich langweilig, und ich habe gemerkt, dass das nichts für mich ist. Deshalb habe ich mich mit 23 Jahren doch entschlossen, Musiker zu werden.
Frage: Wie sieht Ihr musikalischer Werdegang aus?
Heute: Noch während der Banklehre habe ich in verschiedenen Bands Saxofon und Klarinette gespielt. Dabei hörte mich der Bandleader der Circus Roncalli-Band, der damals auch einen Jazzclub betrieb. Er engagierte mich für diese Formation, wir sind außer im Zirkus auch in Festzelten aufgetreten, zum Beispiel auf dem "Cannstatter Wasen", eine Art baden-württembergische "Wies‘n". Dort hatten wir ein ziemlich wildes Programm, von "Resi, I hol Di mit’m Traktor ab" über Glenn Miller bis zu "Smoke on the water" (lacht). Danach habe ich im Landesjugendjazzorchester Hessen gespielt und mein Jazz-Quartett gegründet. Anfang der achtziger Jahre gab es nur wenige Orte, an denen man Jazzmusik überhaupt studieren konnte: Köln, Bern, Graz und Hilversum in Holland.
Ich entschied mich für die Swiss Jazz School in Bern. Gegen Ende des Studiums war ich Saxofonist der deutschen Fusionformation "Zebra", damals suchte die Sängerin Chaka Khan eine neue Band in Europa und engagierte uns nach kurzem "Beschnuppern". So kam es, dass ich drei Jahre lang mit Chaka Khan in Europa und Asien auf Tournee war. Anschließend spielte ich acht Jahre bei der SWR Bigband und hatte Lehraufträge für Jazzflöte, Saxofon, Klarinette und Ensemble an der Uni Mainz und an der Hochschule für Musik in Mannheim. Seit 2001 bin ich Mitglied der hr-Bigband, mit der ich übrigens zum ersten Mal 1989 als Vertretung gespielt habe. Nebenher habe ich natürlich eigene Projekte, seit 1999 gibt es "Rainer Heute‘s Sultans of Swing".
Frage: Wer sind Ihre musikalische Vorbilder?
Heute: Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich habe bestimmt zwanzig oder dreißig Vorbilder, nicht zwingend Saxofonisten. Wichtig ist mir vor allem Authentizität. Die entsteht, wenn es jemand schafft, die Musik mit seiner Persönlichkeit auszufüllen. Das haben meiner Meinung nach Leute wie Miles Davis, Charlie Parker, John Coltrane oder Louis Armstrong geschafft. Oft sind das auch Künstler, die einen Stil begründet haben. Frank Sinatra zum Beispiel war zwar kein ausgewiesener Jazzer, aber ein wirklich authentischer Künstler wie auch Quincy Jones oder Prince.
Frage: Welche war Ihre erste Schallplatte?
Heute: Meine erste Platte im zarten Alter von sechs Jahren war Beethovens "Die Wut über den verlorenen Groschen". Die ist bei mir rauf und runter gelaufen. Außerdem habe ich mir als Kind gerne Seemannslieder, von Shanty-Chören gesungen, angehört.
Frage: Was machen Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Heute: Gerne Dinge, die nichts mit Musik zu tun haben. Zum Beispiel Segeln. Obwohl ich schön seekrank werden kann, gehe ich mehrmals im Jahr als Skipper auf Segelschiffe. Und ich fahre gern Ski und interessiere mich für Architektur und Baggerfahren.
Frage: Welche Musik hören Sie privat gerne?
Heute: Hauptsächlich natürlich Jazz und "Black Music", aber auch gerne Klassik. Eigentlich habe ich einen ziemlich breit gefächerten Musikgeschmack, der aber keine Schlager oder Gedudel einschließt.
Frage: Wann bekommen Sie eine "Gänsehaut"?
Heute: ... das hat dann aber nichts mit Musik zu tun! (lacht) Obwohl – neulich war ich in der Oper und habe "La Bohème" gesehen. Da ist zu einem bestimmten Zeitpunkt die Handlung mit Puccinis Musik zusammengefallen, da habe ich wirklich Gänsehaut bekommen.
Frage: Ihr Tag war erfolgreich, wenn ...
Heute: ... ich ihn nicht aus meinen Erinnerungen streichen muss.
Interview: Isabel Schad