Saxofon Steffen Weber
Seit Anfang 2012 ist Steffen Weber Tenorsaxofonist der hr-Bigband. Im Interview erzählt der gebürtige Baden-Württemberger, dass ohne Bigband wohl niemals ein Musiker aus ihm geworden wäre.
Interview: "Durch die Bigband zur Musik"
Frage: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Als ich 15 Jahre alt war, fing mein bester Freund an Saxofon zu spielen. Meine Mutter wollte, dass ich das auch mache. Ich fand das zunächst gar nicht so toll und hab mich länger als ein Jahr mit dem Instrument rumgequält, bis mein Lehrer nur noch einen Ausweg sah: Er steckte mich in eine Bigband. Nach zwei oder drei Proben bekam ich schließlich doch Lust zu üben und von da an ging es richtig los. Ich habe auf einmal viel öfter Musik gehört als vorher und deutlich mehr geübt. Irgendwann wusste ich, dass ich das auch mal studieren will. Das fand meine Mutter allerdings dann nicht mehr gut, weil sie sich Sorgen machte, dass ich als Musiker nix verdienen würde.
Frage: Wie sieht Ihr musikalischer Werdegang aus?
Nach meinem Studium an der Musikhochschule in Mannheim hab ich gleich angefangen, dort als Lehrbeauftragter zu arbeiten, später dann auch in Mainz. Ich habe natürlich immer gespielt: in diversen Bands, eigenen Projekten, 2008 dann in der SWR Big Band und jetzt in der hr-Bigband. Die Sorgen meiner Mutter waren also unbegründet.
Frage: Wer sind ihre musikalischen Vorbilder?
Die Frage kann ich nicht erschöpfend beantworten, aber meine Hauptvorbilder auf dem Saxofon sind John Coltrane und Warne Marsh. Außerdem wichtig für mich sind Lester Young, Paul Gonsalvez, Sonny Rollins, Dexter Gordon und Joe Henderson. Bei den Nicht-Saxofonisten sind es die Pianisten Lennie Tristano, Bill Evans und Brad Mehldau und der Trompeter Miles Davis. Das rhythmische und harmonische Konzept der Tristano-Schule faszinieren mich besonders.
Frage: Was ist Jazz für Sie?
Zunächst mal nicht die einzige Musik, die ich gut finde. Natürlich gefällt mir am Jazz, dass das Saxofon darin einen festen Platz hat. Faszinierend ist die Freiheit, also die Möglichkeit zu improvisieren und damit spontan zu entscheiden, was man spielt, und wie man es spielt: mit welchem Feeling, welchem Ausdruck man etwas interpretiert.
Frage: Was war ihre erste Schallplatte?
"Long live the Chief" von Count Basie, ein Bigband-Album. Und die zweite war eine Quartett-Platte von Dexter Gordon: "Daddy plays the Horn".
Frage: Welche Musik hören Sie gerne?
Jazz und jazzverwandte Musik. Dazu zähle ich auch die Klassik, selbst wenn das die Klassiker vielleicht nicht so gerne mögen. Harmonisch gibt es da große Ähnlichkeiten. Bach, Strawinsky und viele andere Komponisten sind dem Jazz sehr nahe. Popmusik höre ich nur, wenn meine Frau das im Radio hört. Zur Zeit höre ich allerdings auch viel Kindermusik, allerdings eher notgedrungen.
Frage: Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Ich Moment mache ich nichts anderes, als mich mit meinen beiden Söhnen, 2 und 4 Jahre alt, zu beschäftigen. Aber die Frage müssen Sie in drei Jahren nochmal stellen.
Frage: Wann bekommen Sie eine "Gänsehaut"?
Ganz selten, fast nie. Es liegt jedenfalls nie daran, was gespielt oder gesungen wird, sondern daran, wie es gespielt oder gesungen wird.
Frage: Ihr Tag war erfolgreich, wenn…
... ich viel geübt habe und den Eindruck hatte, dass ich besser geworden bin.
(Interview: Jürgen Schwab)