Double Moon Into the Mackerel Sky
hr-Bigband-Trompeter Axel Schlosser liefert mit dieser CD ein glänzendes Debut als Bigband-Komponist und -Arrangeur ab, live eingespielt mit der hr-Bigband.
Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Bevor Axel Schlosser sich in dieses Projekt stürzte, hatte er selbst noch keine Bigband-Arrangements geschrieben. Gespielt hatte er natürlich unzählige, nicht nur als Trompeter der hr-Bigband, der er seit 2002 angehört, sondern auch zuvor in vielen anderen Bigbands wie etwa dem Sunday Night Orchestra oder der Bobby Burgess Big Band Explosion. Auch als Komponist für seine verschiedenen kleinen Formationen hatte er schon längst ein eigenes Profil entwickelt, aber an das Orchestrieren für die großes Besetzung hatte er sich noch nicht herangewagt.
Trotzdem warf er mutig seinen Hut in den Ring, als die hr-Bigband für den Februar 2013 ein "Inner Voices"-Projekt ausschrieb. In dieser Konzertreihe übernehmen Musiker aus den Reihen der Bigband selbst die Verantwortung für das Programm, indem sie Kompositionen und Arrangements beitragen und die Band auch selbst leiten. Da die Entscheidung für Axel Schlosser ein knappes Jahr vor dem Konzerttermin gefallen war, hatte der Trompeter genügend Vorlauf, sich zunächst einmal mit der Theorie des Schreibens für Bigband zu beschäftigen und dann gründlich an den Kompositionen und Arrangements zu arbeiten.
Er tat das so gewissenhaft, dass nicht nur in den Proben kaum eine falsche Note korrigiert werden musste – was eigentlich gang und gäbe auch bei renommierten Bigband-Arrangeuren ist -, sondern dass die musikalischen Resultate sofort überzeugten. So sehr, dass Schlosser mittlerweile von anderen Bigbands eingeladen wurde, Arrangements zu schreiben.
An jeder Ecke gefeilt
Axel Schlosser stand bei den Konzerten nicht nur am Dirigentenpult, sondern griff auch als Solist an Trompete und Flügelhorn immer wieder ins Geschehen ein. Für den Klavierpart hatte er Rainer Böhm, Studienfreund und Bandkollege aus L14, 16-Tagen, eingeladen. Der brachte mit "Skydriver" auch eine Eigenkomposition mit und glänzte bei einigen Titeln auch am E-Piano.
Zusammen mit der elektronisch verfremdeten Klarinette Oliver Leichts kreiert er in "Schwäbische Eisenbahn" wunderbar schwebende Klänge. Wie es Schlosser gelingt, aus diesem einfachen Gassenhauer ein leicht düster-mysteriös und absolut zeitgemäß klingendes Kunstwerk zu machen, ist vielleicht der erstaunlichste Beleg für sein Können im Umgang mit den Klangmöglichkeiten einer Bigband.
Die Heimat in der Komposition
Offen bekennt sich Axel Schlosser mit diesem Titel zu seiner schwäbischen Heimat und die Eigenkompositionen "On the Vee Bee" (V.B. steht für den Volkmarsberg) und "Schwarzes Wasser" sind ebenfalls durch heimatliche Wegmarken inspiriert. So hatte es eine besondere Bedeutung, dass die meisten Live-Aufnahmen dieser CD bei einem Konzert in Oberkochen entstanden, denn in dieser kleinen baden-württembergischen Gemeinde südlich von Aalen ist der Trompeter aufgewachsen.
Während die meisten Stücke dieses Albums zunächst für Smallgroup entstanden und dann auf jazzorchestrales Format gebracht wurden, entstand das Titelstück "Into the Mackerel Sky" eigens für dieses Projekt. Der "Mackerel Sky" ziert das Cover der CD: ein blauer Himmel mit vielen kleinen weißen Wölkchen, die Angelsachsen an einen Makrelenschwarm erinnern.
In unserem Sprachgebrauch heißt eine solche Wolkenformation "Buttermilchhimmel" und sie kündigt meistens einen Wetterumschwung hin zu besserem Wetter an. Wer die CD gehört hat, dem liegt allerdings die Frage auf der Zunge, was denn, bitteschön, hier noch besser werden soll.